Für die einen ist sie der Inbegriff der Leidenschaft und Emotionen, für andere das Sinnbild von Gewalt: Pyro-Technik. In deutschen Stadien ist diese zwar allgegenwärtig, wird jedoch größtenteils auch von den Vereinen enorm kritisch betrachtet. Nicht zuletzt, weil diese Jahr für Jahr enorme Geldstrafen für die Pyro-Shows der Fans auf den Tisch legen müssen. In Hamburg kommt es in diesem Zusammenhang jetzt am Wochenende zu einem echten Novum. Der DFB und die Behörden haben dem HSV das kontrollierte Abbrennen von Pyro-Technik gestattet.
Während die Partie zwischen Hamburg und Karlsruhe nicht wirklich als Topspiel in der 2. Bundesliga bezeichnet werden kann, dürften die Augen trotzdem auf den Volkspark gerichtet sein. Sollte sich die abgesprochene Aktion als Erfolg herausstellen, dürften weitere dieser Maßnahmen gestattet werden. Die Ultras der Rothosen könnten die Erlaubnis aber auch als Anlass nehmen, um ein richtiges Feuerwerk abzufackeln.
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Zehn Rauchsimulatoren sind genehmigt
Die Pyro-Technik spaltet Fußball-Deutschland. Große Teile der Fans sind für die Pyros, ähnlich viele Anhänger stellen sich aber auch gegen diese ganz besondere Aktion der Unterstützung. Als große Unterstützer der Zündelei gelten auch die Anhänger vom Hamburger SV. Diese haben nicht zuletzt im Derby gegen St. Pauli zahlreiche Rauchtöpfe und Bengalos gezündet, sondern haben dem Verein schon in der Vergangenheit enorme Geldstrafen eingebracht. Der Weg, den der Verein im Dialog mit seinen Fans nun einschlägt, ist einmalig in Deutschland. Wie es von Seiten des Clubs heißt, habe man sich „nach den Erfahrungen der letzten Jahre sowie zahlreichen Gesprächen mit den entsprechenden Fangruppierungen und Behörden dazu entschlossen, ein kontrolliertes Abbrennen von Rauchsimulatoren bei einem Zweitliga-Heimspiel durchzuführen“. Dieser Antrag wurde nun durch die Behörde für Inneres und Sport in Hamburg genehmigt, die zuständige Kontrollstelle des DFB stimmte ebenfalls zu.
Am kommenden Samstag (8. Februar 2020) wird der Verein vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen den Karlsruher SC so insgesamt zehn Rauchsimulatoren abbrennen. Das allerdings geschieht außerhalb der Zuschauerbereiche und nur kontrolliert unter der Aufsicht einer Fachfirma. Beim HSV erklärt man:
“Der HSV begreift Pyro-Technik als Teil der Fankultur. Die in den letzten Jahren ergriffenen Maßnahmen und härteren Sanktionen wie Geldstrafen, Kollektivstrafen, Verbot von Fanutensilien oder überzogene Einlasskontrollen haben nachweislich nicht dazu geführt, dass Pyro-Technik in Stadien weniger zum Einsatz gekommen ist. Wir sind der Meinung, dass es erforderlich ist, neue Wege zu gehen.“
Legen die HSV-Ultras jetzt erst richtig los?
Gezündet werden sollen die Rauchtöpfe gegen den KSC von der Ultra-Gruppierung „Castaways“. Diese hat in den letzten Jahren vor allem durch den Rückzug bekannter Ultra-Gruppierungen profitiert und gilt auf der Nordtribüne als tonangebend. Allerdings gab es rund um die Nordtribüne auch immer wieder Vorfälle, die den HSV viel Geld gekostet haben. Die Angst, dass einige der Ultras diese Situation als Anlass nehmen würden, um erst richtig loszulegen, ist also durchaus bei einigen Stellen vorhanden. Allerdings: Zwischen Fans und Verein steht es derzeit um die Stimmung recht gut. Man verfolgt gemeinsam das Ziel des Aufstiegs und ist lediglich in einigen Randthemen nicht immer einer Meinung. Es scheint daher unwahrscheinlich, dass die Ultras dieses Zugeständnis vom Verein ausnutzen werden.
Immerhin hat sich der Club erst in den letzten Monaten offen gegenüber der Nordtribüne gezeigt. Die „Castaways“ haben vom Verein auf der Tribüne einen festen Stand erhalten, während zuvor lediglich ein paar Tische zur Verfügung gestellt wurden. Diesen Schritt, so hofft man beim HSV, respektieren die Ultras jetzt durch das Einhalten der „Spielregeln“ für die kontrollierte Pyro-Show. In der Tat wäre ein zusätzlicher Einsatz illegaler Pyro-Technik vermutlich enorm hinderlich für die Beziehungen beider Seiten. Der HSV signalisierte bereits, dass bei einem erfolgreichen Versuch weitere dieser Einsätze folgen sollen. Auch beim DFB wird man sicherlich genau hinsehen, was in der Hansestadt passiert. Sollten die Ultras „durchdrehen“, würde man sich in der kritischen Haltung gegenüber der Pyro-Technik vermutlich bestätigt fühlen.
Verein ist nicht naiv und hofft auf wirksamen Prozess
Auf seiner eigenen Webseite weist der HSV darauf hin, dass sich kein Besucher der Partie am Samstag Sorgen um seine Sicherheit wird machen müssen. Stattdessen vergleicht der Club den Einsatz der Pyros mit der Pyro-Technik von Konzerten. Auch diese finden bereits seit vielen Jahren im Volksparkstadion statt und das vor zahlreichen Besuchern. Immer wurden dabei behördliche Auflagen eingehalten. Cornelius Göbel, der Leiter der Abteilung Fankultur beim HSV, erklärt hierzu: „Warum dies nicht bei Fußballspiele erfolgen soll, ist nicht selbsterklärend.“
Bei allem Handeln pro Ultras möchte der HSV laut Göbel aber keinesfalls naiv auftreten. Man wisse, dass diese einmalige Show nicht dafür sorgen wird, dass die Ultras dauerhaft keine Pyro-Technik mehr ins Stadion bringen würden. Der Antrieb sei vielmehr, die Gefahren zu minimieren und den Austausch weiter voranzutreiben. Auch wenn sich vermutlich Widersprüche und Rückschläge ergeben werden, sei man von diesem Weg überzeugt. Mal schauen, ob dann auch am Samstag die Pyro-Show überzeugen kann.
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