Die Fußball Bundesliga und der Fußball in Deutschland insgesamt wurden im Rahmen der Corona-Krise häufig kritisiert. Auf der einen Seite unverschuldet. Die Liga konnte ein stimmiges Gesundheitskonzept vorweisen und erarbeitet sich damit jedes Recht, wieder kicken zu können. Die Vorwürfe, die Liga wäre hier gegenüber anderen Branchen bevorzugt worden – totaler Quatsch. Für andere Dinge allerdings können die Vereine sehr wohl etwas.
In den letzten Tagen ging es zum Beispiel vermehrt um das Financial Fairplay, die Verteilung der Fernsehgelder oder auch staatliche Hilfen für Vereine. Zu den Kritikern gehört dabei auch der Mainzer Aufsichtsratsboss Detlev Höhne. Der fand zuletzt deutliche Worte für das Verhalten zahlreicher Vereine und kritisierte unter anderem die Hertha aus Berlin. Laut Höhne müsse sich nach der aktuellen Entwicklung niemand mehr wundern, „wenn die Menschen kein Verständnis mehr für den Fußball haben“.
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Detlev Höhne: Kritik an Schalke, Leipzig und der Hertha
Jüngst sorgte der Präsident von Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden für Aufsehen. Markus Hankammer erklärte, dass die Staatskredite für Profivereine eine „massive Wettbewerbsverzerrung“ darstellen würden. Auch aus Mainz gibt es Zustimmung. Detlev Höhne ist als Aufsichtsratsboss in Mainz ein geachteter und geschätzter Mann. Kein Wunder: Höhne gilt als „Geradeaus-Mensch“, der immer das sagt, was er denkt. In einem Interview mit der „Bild“ hat er das jetzt mal wieder unter Beweis gestellt. Höhne feuert dabei vor allem gegen das Verhalten von zahlreichen Vereinen in der Corona-Krise. „Die Corona-Krise zeigt deutlich, dass es keine Wettbewerbsgleichheit in der Liga mehr gibt“, so Höhne gegenüber dem Blatt. Tatsächlich würde es das Financial Fairplay schon seit langer Zeit nicht mehr geben. Beim VfL Wolfsburg oder Bayer 04 Leverkusen würde „ein Minus am Ende einfach vom Konzern ausgeglichen“ werden, gab der Aufsichtsratsboss zu bedenken.
Die Wölfe und die Werkself sind dabei aber keinesfalls die einzigen Vereine, die sich von Höhne Kritik gefallen lassen müssen. Auch RB Leipzig kriegt in dem Interview sein Fett weg. Höhne: „Bei RB kann die Führung deutlich entspannter arbeiten, wenn man weiß, dass im Hintergrund einer ist, der einem 100 Millionen Schulden erlässt, man keinem Aufsichtsrat Rechenschaft ablegen und lediglich 19 Mitgliedern Rede und Antwort stehen muss, darunter sich selbst.“ Und weiter: „Grundgedanke der DFB-Statuen ist, dass Verein, Mitglieder, Fans immer die Mehrheit haben sollen. Und Leipzig gründet einen Verein, in dem gar keiner Mitglied werden kann sondern berufen wird?“
Warnung vor Verhältnissen wie in anderen Top-Ligen
Höhner warnt davor, dass es im deutschen Fußball nicht so werden dürfe wie in England, Italien oder Spanien, wo „private Millionäre“ die Klubs führen würden. Der FC Schalke habe „mit den großen Hunden pinkeln“ wollen, so Höhne. Das sei allerdings gründlich schiefgegangen und nun wolle der Verein seine Schulden mit Hilfe von Staatshilfen verringern. Ebenfalls auf der Liste von Höhner. Hertha BSC. Hierzu erklärte der Aufsichtsratsboss: „Bei der Hertha kauft ein reicher Immobilienunternehmer 60 Prozent der Profiabteilung. Das will der DFV genehmigen, weil der Investor sagt, dass er dafür nur 49 Prozent der Stimmrechte haben will.“ Für alle, die vor allem an den Profit denken, hat der Mainzer zudem eine Warnung in Petto: „Wer seine Seele verkauft, der kommt in die Hölle. Der Fußball gehört den Fans und nicht einer Handvoll Superreichen.“
Höhner kann allerdings nicht nur kritisieren, sondern hat auch konkrete Ansätze im Kopf. So solle man die Verteilung der Fernsehgelder überdenken und kleinere Vereine nicht so stark benachteiligen wie bisher. Ebenso sollte man über neue international verbindliche Muster-Arbeitsverträge nachdenken, mit denen das Risiko wieder mehr auf Lasten von Spielern und Vereinen verteilt werden kann. Bisher liegt dies in den Augen von Höhne zu stark auf Seiten der Clubs. Bei einigen Fans dürfte der Aufsichtsratsboss damit auf offene Ohren stoßen. Zuletzt regten Fan-Bündnisse immer wieder an, die Corona-Krise für eine Neuausrichtung zu nutzen.